Toxischer Chef, narzisstischer Vorgesetzter: Anzeichen erkennen und handeln

Verena Schiffer
Verena Schiffer Personalberatung stehend am Schreibtisch ernst

Sonntagabend, Magenkrämpfe. Der Gedanke an Montag raubt Ihnen die Energie. Sie wissen genau: Ihr Chef wird wieder launisch sein, kritisieren, ohne konstruktiv zu sein – und Sie für Dinge verantwortlich machen, die außerhalb Ihres Einflusses liegen.

Es gibt Führungskräfte, die mit ihren Assistenzen ein tolles Team bilden – die Arbeit läuft reibungslos, es gibt gegenseitiges Vertrauen und Wertschätzung. Und dann gibt es Vorgesetzte, die durch ihr Verhalten und ihren Narzissmus das Arbeitsklima vergiften. Ein toxischer Chef kann den Arbeitsalltag zur Belastung machen und Karrieren negativ beeinflussen. Hier erkläre ich, wie Sie toxisches Verhalten erkennen und damit umgehen.

Darum geht‘s in diesem Beitrag

  1. Was macht einen Chef toxisch?
  2. Die typischen Anzeichen toxischer Führung
  3. Toxischer Chef – was tun?
  4. Wie Sie Ihre Grenzen setzen und Ihre Karriere sichern

Was macht einen Chef toxisch?

„Mein damaliger Vorgesetzter hat mich ‚Engel‘ genannt, wenn er gut gelaunt war – aber mich ignoriert oder vor anderen klein gemacht, wenn er schlechte Laune hatte.“

„Wenn meine Chefin Extraarbeit von mir möchte, heißt es: ‚Ohne dich bricht hier alles zusammen.‘ Am nächsten Tag kann sie sich an meine Überstunden nicht mehr erinnern.“

„Unser Geschäftsführer hat sich mal darüber lustig gemacht, dass ich angeblich so viel Zeit auf der Toilette verbringe und wohl Verdauungsschwierigkeiten hätte. Im Meeting, vor dem gesamten Team.“

Drei Beispiele aus der Angestellten-Praxis. Drei Beispiele für Verhalten, das nicht in Ordnung ist – sondern toxisch.

Toxische oder narzisstische Chefs sind Führungskräfte, die durch ihr Verhalten die Motivation und das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter beeinträchtigen. Dabei geht es nicht darum, mal einen schlechten Tag zu haben, wie es jedem ab und an passiert. Toxisches Verhalten zeigt sich durch systematisch-destruktive Muster wie:

Manipulation
Mitarbeiter werden gegeneinander ausgespielt oder bewusst in Unsicherheit gelassen. Wichtige Informationen werden zurückgehalten, um eine Abhängigkeit zu schaffen und Macht auszuüben.

Mangelnde Wertschätzung
Ihre Leistungen werden nicht anerkannt oder absichtlich kleingeredet. Statt konstruktivem Feedback gibt es ausschließlich Kritik – Anerkennung oder Lob sind selten oder gar nicht vorhanden

Mikromanagement und fehlendes Vertrauen
Sie erhalten keinen Entscheidungsspielraum als Assistenz und werden übertrieben kontrolliert. Selbst kleinste Details müssen abgesegnet werden, wodurch Eigenverantwortung verhindert und ein Gefühl der Unselbstständigkeit erzeugt wird.

Ich-Zentrierung
Narzisstische Vorgesetzte agieren ich-bezogen und feiern ihre eigene Großartigkeit. Kritik wird nicht akzeptiert, sondern als persönlicher Angriff gewertet.

Emotionale Ausbrüche und Druck
Wutausbrüche oder passiv-aggressives Verhalten machen das Arbeitsumfeld unberechenbar. Mitarbeitende wissen nie, welche Reaktion sie erwartet. Zudem wird oft mit subtilen Drohungen oder übertriebenem Leistungsdruck gearbeitet.

Willkürliche Entscheidungen und Intransparenz
Regeln, Prioritäten und Erwartungen ändern sich ständig, ohne nachvollziehbare Erklärung. Entscheidungen beruhen oft auf persönlichen Launen statt auf klaren Strategien.

Grenzüberschreitungen und fehlender Respekt
Ein toxischer Chef überschreitet persönliche Grenzen durch unangemessene Kommentare oder respektloses Verhalten. Auch das Arbeits- und Privatleben wird nicht klar getrennt – ständige Erreichbarkeit wird erwartet, ohne Rücksicht auf persönliche Bedürfnisse oder Belastungen.

Die typischen Anzeichen toxischer Führung

Wenn Sie gerade eine neue Stelle angetreten haben oder sich unsicher sind, was Ihr Chef für ein Typ ist, können Sie auf bestimmte Anzeichen achten, die toxisches Verhalten verraten.

So zeigt sich ein toxisches Arbeitsumfeld zum Beispiel oft durch hohe Fluktuation im Team: Neue Kollegen werden eingestellt, aber kaum jemand bleibt lang, weil die Bedingungen unausgeglichen und belastend sind.

Hinzu kommt, dass Sie als Assistenz keine klaren Ziele bekommen. Aufgaben sind häufig diffus, ändern sich ohne nachvollziehbare Erklärung und erschweren Ihnen die tägliche Arbeit. Oder Ihr Vorgesetzter behandelt Mitarbeiter ungleich. Während einige bevorzugt werden, erfahren andere systematische Benachteiligung – insbesondere in bestimmten Hierarchie- oder Geschlechterkonstellationen.

Ist Ihr Vorgesetzter narzisstisch veranlagt, stellt er sich selbst in den Mittelpunkt, fordert ständige Bewunderung ein und nutzt Gaslighting, um Mitarbeiter zu manipulieren.

Eine konstruktive Fehlerkultur findet in toxischen Strukturen oft nicht statt: Anstatt Fehler als Chance zum Lernen zu betrachten, werden sie für Schuldzuweisungen genutzt und um Mitarbeiter unter Druck zu setzen.

Toxischer Chef – was tun?

Als Personalberaterin habe ich schon viele Geschichten von Assistenzen über Situationen mit toxischen Vorgesetzten gehört und möchte ich Ihnen ganz klar sagen:

Sie müssen das nicht aushalten.

Arbeiten unter einer toxischen oder narzisstischen Führungskraft stellt eine enorme Belastung dar und ist zermürbend. Sie dürfen und können etwas gegen die Situation unternehmen, die Ihren Arbeitsalltag belastet und die Sie sicher auch nach Feierabend mit nach Haus nehmen. Folgendes können Sie tun:

Reflektieren Sie zunächst Ihre Position.
Ist das Verhalten wirklich toxisch oder handelt es sich um Stresssituationen?
Um objektiv zu bleiben, können Sie Vorfälle dokumentieren, um ein klares Bild zu erhalten.

Kommunizieren Sie klar und sachlich.
Konfrontieren Sie den Chef mit konkreten Beispielen in einem ruhigen Moment.
Bleiben Sie stets professionell und vermeiden Sie emotionale Reaktionen. Sprechen Sie aus der Ich-Perspektive heraus („Ich empfinde (…)“, „Diese Situation war für mich (…)“ usw.)

Schaffen Sie sich Schutzräume.
Geht es eventuell auch anderen in Ihrem Team ähnlich? Netzwerken Sie intern und extern, um emotionale Unterstützung zu finden. Legen Sie klare Grenzen fest, beispielsweise durch das Delegieren oder Priorisieren von Aufgaben.

Holen Sie sich Unterstützung.
Sprechen Sie mit HR oder anderen Vertrauenspersonen im Unternehmen. Oder ziehen Sie externe Beratung oder Coaching in Betracht.

Setzen Sie Grenzen und behalten Sie Ihre Karriere im Blick

Wenn Sie jetzt schon überlegen, ob eine Kündigung der letzte Ausweg aus Ihrer Situation ist: Das kann natürlich eine Lösung sein. Wenn Sie aber eigentlich an Ihrem Job hängen, versuchen Sie es zunächst mit mehr gezielter Selbstfürsorge als Ausgleich.

Nehmen Sie sich bewusst Zeit für mentale und physische Entspannung, um belastenden Situationen entgegenzuwirken und Ihre Resilienz zu stärken. Investieren Sie parallel in Ihre Weiterbildung, denn neue Qualifikationen eröffnen nicht nur langfristig neue berufliche Perspektiven, sondern stärken auch Ihr Selbstbewusstsein im aktuellen Job.

Oder ist Ihre Situation bereits unerträglich? Dann ist jetzt eine klare Karriereplanung entscheidend. Entwickeln Sie frühzeitig eine Exit-Strategie, mit der Sie rechtzeitig neue Optionen nutzen und Ihre berufliche Zukunft aktiv gestalten können.

Toxische Chefs passieren. Aber Sie können was dagegen tun

Das Arbeiten mit einem toxischen Chef ist eine Herausforderung, die Ihre Resilienz testet. Doch mit den richtigen Strategien können Sie Ihre Position stärken, Grenzen setzen und Ihre berufliche Zukunft sichern.

Sind Sie unsicher, wie Sie eine schwierige Situation meistern sollen? Als erfahrene Personalberaterin helfe ich Ihnen dabei, toxische Muster zu erkennen und Strategien für Ihre Karriere zu entwickeln.

Verena Schiffer Personalberatung stehend an der Wand freundlich lächelnd

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